Emilys Zimmer

Ilford Delta 3200, analog, Mittelformat, Model

Ideen, Ruhe und Zeit sind die Grundzutaten für ein erfolgreiches Foto-Projekt. Ideen haben Doreen und ich zur Genüge, doch es war uns in letzter Zeit nicht vergönnt, auch nur eine davon vernünftig umzusetzen. Uns hat immer entweder Zeit oder Ruhe gefehlt, oder auch gleich beides. Manchmal fehlte auch die Motivation.

Das Problem der fehlenden Zeit haben wir durch langfristige Planung gelöst und uns einen kompletten Samstag frei genommen, nur fürs Fotografieren. Für die Ruhe hat Doreen gesorgt, indem sie ein Zimmer für unser Vorhaben besorgt hat. Uns stand ein Raum in einer Künstlerwohnung zur Verfügung: Emilys Zimmer.

Schon auf den Vorschaufotos fiel uns eine sehr interessant gemalerte Wand auf. In der Realität war die noch schöner und bildete fast immer den Hintergrund unserer Fotos. Obwohl oder vielleicht auch gerade weil der Raum recht leer war, abgesehen von einem
Sammelsorium an verschiedensten Kleinmöbeln, bot er uns alle Möglichkeiten.

Nach einer entspannten Phase des Ankommens und Orientierens legten wir langsam los. Das gesamte Shooting lief dann auch völlig entspannt ab; vollkommen ohne Druck, dafür mit vielen umgesetzten Ideen. Und so war es dann am Ende unser bisher bestes Shooting. Wie es genau ablief, lässt sich in Worten kaum wiedergeben. Es war einfach alles im Fluss: Fotografieren, Quatschen, Umräumen, wieder Fotografieren und noch mehr Quatschen.

Die Fotos an sich möchte ich auch gar nicht weiter kommentieren. Auch die eingesetzte Technik ist ohne Belang. Lediglich der Fakt, dass alle Fotos auf Film gebannt worden, spielt für mich eine Rolle. Die alte Technik sorgte für eine ruhige Atmosphäre im übertragenen Sinne. Kein paparazzihaftes Klack-Klack-Klack-Klack-Dauerfeuer, sondern nur immer mal wieder ein donnerndes Klonk bzw. dezentes Klick, jeweils gefolgt von einem Ratsch. Ich klebte nicht an der Kamera und dadurch kam es nicht zu der gefühlten Wand zwischen Doreen und mir. Dieses Verstecken hinter der Kamera ist ein Fehler, den ich in der Vergangenheit zu oft gemacht habe. Durch den Sucher lassen sich Äußerlichkeiten zwar sehen, Gefühle und Emotionen haben jedoch keinen Raum zur Entfaltung, sind sie doch gefangen auf einer kleinen Mattscheibe. Bekommen sie jedoch den gebührenden Raum, sind sie am Ende deutlich besser zu verewigen.

Insgesamt sind an dem Tag keine 90 Fotos entstanden, davon ist dafür ein sehr großer Anteil vorzeigbar, was mir sehr entgegen kommt. Ich finde diese endlose Sortiererei von Hunderten Fotos in Lightroom jedes Mal einfach nur lästig. Lieber einmal weniger auf den Auslöser gedrückt und etwas mehr über das Foto nachgedacht, da spare ich mir im Nachhinein einen Haufen Arbeit und vor allem viel Zeit. Doreen und ich sind mit den Ergebnissen zufrieden, nein, sogar sehr glücklich mit ihnen. Es hat einfach alles gepasst. Und diesmal sind mir auch keine gröberen Schnitzer unterlaufen, wie bei unserem ersten Shooting.

Zum Abschluss noch ein kleines Zitat, da es ganz zu meiner derzeitigen Art des Fotografierens passt:
„Es geht nicht um technische Perfektion. Wer eine Philosophie verfolgt, wird Menschen mit seinen Bildern berühren.”
Mario Sorrenti (⁎1972)

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