Momente der Verzweiflung

Menschen zu fotografieren ist faszinierend, jedoch auch nicht immer leicht. Manchmal ist es sogar unerträglich. Über die letzte Kategorie soll es in diesem kurzen Beitrag gehen.

Wer sich fotografieren lässt, lässt sich auch auf den Fotografen ein. Genauso, wie der Fotograf sich auf die Person vor der Kamera einlassen muss. Dieses Einlassen ist wichtig, damit die Zusammenarbeit klappt und die Ergebnisse beide Seiten zufrieden stellen. Ohne eine vertrauensvolle Basis gibt es weder ein schönes Shooting noch zufriedenstellende Ergebnisse. Im schlimmsten Fall kommen im Nachhinein unnötige Diskussionen dazu.

Nun gibt es jedoch auch Personen, die sich nicht durch die Augen des Fotografen sehen wollen, sondern nur durch ihre eigenen oder ihr eigenes Selbstbild, so verzerrt es auch sein mag, abgelichtet wissen wollen. Und genau dann hat man verloren. So erging es mir vor einiger Zeit mit einer Dame. Es ging so weit, dass ich einen Spiegel hinter mir stehen hatte, damit sie ihr Posing optimieren konnte. Das ist auf der einen Seite für mich entwürdigend gewesen und andererseits gibt es da noch eine Konsequenz. Das Problem bei der Selbstoptimerung der Person vor der Kamera ist, dass nicht mehr sie zu sehen ist, sondern der Versuch den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Das kann nicht funktionieren. Der Großteil dessen, was den Menschen ausmacht, geht dabei verloren. Posings mögen für Kataloge gut sein, dort soll jedoch auch nur die gezeigte Klamotte gut rüberkommen. Der Mensch darin ist (relativ) egal. Wenn ich jemanden fotografiere, soll der Mensch im Mittelpunkt stehen. Extrem gestellte Posen machen sowas zunichte. Entsprechend unzufrieden sind Fotograf und Model am Ende mit den Ergebnissen. Ich kann mich weder mit den Fotos noch mit der Art wie sie entstanden sind, identifizieren. Folglich kann und vor allem will ich auch nichts zeigen. Sehr ärgerlich! Warum ich das Shooting nicht abgebrochen habe? Ich war mit der Dame befreundet und im Nachhinein betrachtet zu gutherzig – nicht nur was dieses Fotoshooting betrifft.

Ideen auf Seiten der Personen vor der Kamera sind natürlich gern gesehen. Es gibt doch nichts besseres, als sich gegenseitig zu inspirieren. So macht eine Zusammenarbeit Spaß und die Ergebnisse zeigen das ganz klar. Gute Fotos sind auch nicht unbedingt die, die in sozialen Netzwerken die meisten Likes bekommen. Wer nur darauf aus ist, der braucht keinen Fotografen und auch keine Kreativität, Anbiedern und Ausziehen reichen da im Fall von Frauen vollkommen.

Also liebe Leute vor den Kameras, überlasst es den Fototgrafen, euch zu positionieren und ins rechte Licht zu rücken. Wir sehen einfach mehr und nur so wird es ein erfolgreiches Shooting. Habt ihr dieses Vertrauen nicht, dann bleibt bitte bei Selfies …

One Reply to “Momente der Verzweiflung”

  1. Sehr interessant…
    … Nun gibt es jedoch auch Personen, die sich nicht durch die Augen des Fotografen sehen wollen, sondern nur durch ihre eigenen oder ihr eigenes Selbstbild, so verzerrt es auch sein mag, abgelichtet wissen wollen…
    Genauso erging es mir auch vor einem Jahr… Sie hatte so viele Vorschläge aus diesem Sch… Instagram Kosmos, das ich das Shooting zwar nicht abgebrochen habe, aber beim Sichten der Bilder wurde mir so was von schlecht, dass ich die weitere Zusammenarbeit abgebrochen habe. Und das nach 13 Jahren wirklich guter Zweisamkeit vor bzw. hinter der Kamera… So kann’s gehen…

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