Bergger Pancro 400 – ein etwas anderer Schwarzweißfilm

Kaufhaus Totschek Görlitz

Nachdem ich mich schon ausführlich zu den Orwo-Filmen NP15, NP20 und NP27 geäußert habe, kommt nun ein Beitrag über einen anderen und diesmal sehr modernen Schwarzweißfilm. Wie in der Überschrift zu lesen, geht es um den Bergger Pancro 400. Dieser ist nicht mit dem längst eingestellten BRF400Plus zu verwechseln und stellt auch keine umgelabelte Neuauflage dessen dar. Es handelt sich beim Pancro 400 um einen völlig neuen Film, der zwar von der französischen Firma Bergger vertrieben, jedoch in Deutschland hergestellt wird. Erhältlich ist er so ziemlich in allen denkbaren Formaten, von 135 bist 8×10. Ich selbst nutze ihn als Rollfilm 120 und im 4×5 Großformat.

Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich beim Pancro 400 um einen Film mit der Nennempfindlichkeit ISO400. Das ist soweit natürlich nicht weiter spannend, da es durchaus viele Filme mit dieser Empfindlichkeit am Markt gibt. Sein Alleinstellungsmerkmal ist seine Emulsion. Während klassische Schwarzweiß-Filme kubische Kristalle besitzen (z.B. der Kodak Tri-X und der Ilford HP5 Plus), setzen moderne SW-Filme auf Flachkristalle (z.B. Fuji Acros und Kodak Tmax 400). Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Der Bergger Pancro 400 versucht nun den Spagat zwischen beiden Varianten. Er besitzt sowohl kubische als auch Flachkristalle. Das verleiht ihm laut Aussagen von Bergger einen sehr großen Dynamikumfang und Belichtungsspielraum. Das kann ich so nach unzähligen Rollen bestätigen. Vor allem bei schwierigen Lichtsituationen hat man mit ihm sowohl in den Schatten als auch in den Lichtern Reserven. Er mag manchmal etwas kontrastarm und flau wirken, was jedoch eher eine Stärke ist. Hier zeigt sich, dass er die Grauwerte sehr fein differenziert, ohne dass es zu Tonwertabrissen kommt. Den Kontrast kann man später immer noch anpassen und erhöhen. Fehlende Bildinformationen können jedoch nicht aus dem Nichts zurückgeholt werden. Ist das Licht jedoch sehr ebenmäßig und die Szene beinhaltet nur geringe Helligkeits- und Tonwertunterschiede, dann ist der Pancro eventuell nicht die richtige Wahl oder sollte in der Entwicklung zu mehr Kontrast gepusht werden.

Letztens las ich in einer Frage-/Antwortrunde eines omnipräsenten, deutschen Filmlabors auf die Frage, ob man den Pancro 400 pushen könnte als Antwort ein „Bloß nicht.“ Wie so viele Aussagen dieses Filmlabors und insbesondere seines offenkundig egozentrischen Chefs, ist das absoluter Unsinn! Man kann den Pancro 400 sehr wohl pushen und er macht dabei auch eine gute Figur. Vielleicht mag es nicht mit jedem Entwickler gut klappen, nimmt man jedoch den richtigen, ist sehr viel möglich. Ich finde es ohnehin schwierig, derart pauschale Aussagen zu treffen. Vor allem bei Schwarzweißfilmen, deren Entwicklung alles andere als genormt ist, sind generalisierte Behauptungen Blödsinn.

Ich entwickle den Bergger Pancro 400 mittlerweile fast nur noch in Kodak Xtol in der Verdünnung 1:1. Auch in Rollei Supergrain (1+9) lässt sich der Pancro 400 gut entwickeln. In Bergger BERSpeed (1:1, bei 24°) wird er auch ziemlich gut. Klassische Entwickler, wie Rodinal oder Kodak HC-110, habe ich, aufgrund meiner Erfahrung, dass diese Entwickler nicht sonderlich gut mit Flachkristall-Filmen harmonieren und deren Potential nicht ausschöpfen, nicht getestet.

Die an einigen Stellen kolportierte Aussage, dass der Pancro 400 grobkörniger als der Ilford HP5 Plus sei, ist so nicht zutreffend. Auch hier liegt es am falschen Entwickler, wenn dem so ist. An sich ist der Pancro 400 angenehm feinkörnig, jedoch nicht so sehr wie der Kodak Tmax 400.

Insgesamt mag ich den Pancro 400 sehr gern, auch wenn er sich teilweise nur mäßig bis überhaupt nicht gut scannen lässt. Er ist für echte Abzüge in der Dunkelkammer gemacht. Dort funktioniert er hervorragend und spielt seine Stärken, vor allem den sehr großen Dynamikumfang seiner Negative, voll aus.

3 Replies to “Bergger Pancro 400 – ein etwas anderer Schwarzweißfilm”

  1. Hallo Paul, vielen Dank für den interessanten Artikel!
    Ich habe einige Rollen des Films im Kühlschrank, bisher aber noch nicht einsetzen können. Das soll sich bald ändern. Nun bin ich aber unsicher wegen des Entwicklers. Bergger empfiehlt seine eigenen Produkte, besonders den PMK, Du bevorzugst Xtol. Was tun – was würdest Du mir raten, da ich zwar erfahrener Filmfotograf, aber Bergger-Anfänger bin?
    Vielen Dank und herzliche Grüße,
    Martin

    1. Hallo Martin,
      dass Bergger seine eigenen Entwickler empfiehlt, ist ja aus firmensicht verständlich 😀 Ich habe den Pancro sowohl in Bergger PMK und BERspeed und Kodak Xtol/Adox XT-3 entwickelt. Der Versuch mit dem PMK ist gründlich in die Hose gegangen, trotz genauer Befolgung der Anweisungen. Wer weiß, was schief gegangen ist. Hinsichtlich BERspeed und Xtol kann ich im Hinblick auf die Ergebnisse keine klare Empfehlung geben. Beide sind da im Prinzip auf Augenhöhe, zumindest im echten Leben. In Labortests sieht das bestimmt anders aus. Einen Rat habe ich dennoch, nimm Xtol, oder noch besser die Variante von Adox, den XT-3, da sich deren Pulver besser auflösen lässt als das vom BERspeed und zudem deutlich preiswerter ist. Den XT-3 gibt es auch als kleines Gebinde für den Ansatz von 1l Stammlösung (der BERspeed normalerweise auch, ist aber derzeit nicht verfügbar).
      Viele Grüße
      Paul

  2. Hallo Paul, vielen Dank für die Hinweise.
    Inzwischen bin ich in verschiedener Hinsicht klüger. Zunächst bin ich deinem Rat noch nicht gefolgt (Xtol – das werde ich nachholen), sondern bin mit PMK voll auf Risiko gefahren: Shooting im Studio, schlecht wiederholbar. Die Aufnahmen sind sehr gut geworden, aber völlig anders als gedacht. Unglaublich dichte Negative, kaum Details, gute Schärfe, deutliches Korn, und wenn man pingelig wäre, müsste man sagen: total überbelichtet. Unterm Strich kam mir das alles bei diesem Shooting entgegen, denn es ersparte mir eine extra Low-Key-Session, die ich ursprünglich geplant hatte.
    Scannen ist kaum möglich, das bestätige ich, und allein die Herstellung eines Kontakts hat mich etliche Probestreifen gekostet.
    Fazit: in diesem Fall anders als erwartet, aber durchaus willkommen.
    Der erste Film dieses Shoots war übrigens ein Tri-X, und an diesem sieht man, dass sowohl Beleuchtung wie auch Belichtung sehr gut waren: gestochen scharfe, detailreiche Bilder mit vielen Grauwerten.
    Also beim nächsten Mal Xtol!
    Herzliche Grüße,
    Martin

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