Im Flussbett – die Elbe im (Klima)Wandel

Hasselblad 2000FCW, Orwo NP15, Elbe, Dresden

Das Wetter meint es in letzter Zeit nicht gut mit der Elbe. Ihr Pegel dümpelt in Dresden immer öfter bei 80 cm rum. Bis vor ein paar Jahren waren 150 bis 170 cm üblich. Diese Veränderung geht an der Natur und Umgebung der Elbe natürlich nicht spurlos vorüber; auch hier finden Anpassungen und Veränderungen statt. Teile des ursprünglichen Flussbettes liegen dauerhaft frei, Bäume vertrocknen, andere breiten sich aus.

All das formt ein Bild, das man so in Stadtnähe nicht erwarten würde; unwirtlich, trocken, fast ein wenig wie eine Steinwüste. Obgleich etwas trostlos auf den ersten Blick, offenbaren sich bei längerem Verweilen einige pittoreske Motive. Auch wenn diese auf der Trockenheit und dem Wandel der Natur beruhen. Stadtwüste war wohl noch nie eine im wörtlichen Sinne treffendere Bezeichnung.

Meine Wahl für die Dokumentation dieser Wüste fiel auf den Orwo NP15, in Erwartung, dass dieser dem NP20 ebenbürtig oder gar überlegen sein würde. Selten lag ich weiter daneben und doch so richtig. Der NP15, abgelaufen 1990, war unbewusst die passende Wahl. Meine beiden Rollen sind wahrlich nicht die besten und wurden scheinbar im Backofen gelagert. Neben der deswegen vorhanden Fleckigkeit der Emulsion zeigen sie derbe Lichteinfälle an den Rändern. Was mich eigentlich sehr stören würde, passen die vermeintlichen Makel hier perfekt: kaputte Natur, abgebildet auf kaputtem Film. Doch so schön, so pittoresk das alles auch sein mag, so sollte es doch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es Zerstörung ist, die wir hier sehen. Wie auch im Verfall verlassener und vergessener Gebäude liegt diesem eine gewisse morbide Schönheit inne. Doch im Gegensatz zu Gebäuden holt sich die Natur nicht zurück, was ihr einst genommen wurde. Nein, sie verlässt uns hier.

Es zeigt sich einmal mehr, warum viele Flüsse auch als Lebensadern bezeichnet werden. Viele merken erst jetzt, wenn das Wasser fehlt, was ein intaktes Klima für jeden von uns bedeutet. Dürren gab es immer schon, das ist mir klar. Doch die Häufung der Unbilden des Wetters, seien es gewaltige Stürme, Überschwemmungen infolge von massiven, dauerhaften Regenfällen, Hitzewellen und auch das Ausbleiben von Niederschlag über Wochen und sogar Monate, ist nicht normal. Das sollte eigentlich auch den größten Ignoranten auffallen…

Ich hoffe sehr, dass wir als Menschheit noch die Kurve bekommen und unser Verhalten überdenken. Die Erde ist wichtiger als Wirtschaftswachstum, denn ohne sie gibt es gar keine Wirtschaft mehr.

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