Das Großformat und ich
Meine ersten Gehversuche im Großformat unternahm ich mit einer Linhof Kardan Color. Die Kamera war schwer, unhandlich und bot nur begrenzte Verstellmöglichkeiten. Also verlor ich schnell die Lust daran und konzentrierte mich auf das Mittelformat. Doch schon bald kam ich zu einer günstigen Intrepid 4×5 Mk.3. Sie war in fast allen Belangen besser als die Linhof. Lediglich die Stabilität ließ etwas zu Wünschen übrig. Und so kam es, wie es kommen musste. Ich sah mich nach einer ebenfalls leichten und vielfältig verstellbaren, aber stabileren 4×5-Kamera um. Sie sollte für den Transport zerleg- oder zusammenklappbar sein und einen Balgenauszug von mindestens 350mm besitzen. Am Ende konnte es da nur eine Chamonix C45F-2 werden.
Soviel kurz vorab zur Kamera, meiner Lieblingskamera neben der Hasselblad 2000FCW und der Nikon FM2n.
Natur und Großformat
Nachdem ich die Chamonix vor allem bereits im Portraitbereich eingesetzt habe, hat sie mich in den letzten Monaten vor allem auf meinen Ausflügen in die Natur Südbrandenburgs begleitet. Gerade das Großformat und die damit verbundene Langsamkeit, bis ein Foto entsteht, passt perfekt zum bewussten und achtsamen Genuss des Waldes: Shinrin Yoku. Und so ist es kein Wunder, dass ich diese Art der Fotografie für mich entdeckt habe. Schwer bepackt ziehe ich los, in den Wald abseits der Wege. Immer wieder halte ich inne, lasse den Blick schweifen und lausche den Geräuschen. Dabei fällt mir so manches Mal ein Motiv auf, das meinen Gemütszustand perfekt widerspiegelt. Nicht jedes Motiv schafft es dann letztlich, mich dazu zu bewegen, die Kamera aufzubauen. Was auf den ersten Blick gut aussieht und sich auch richtig anfühlt muss nicht unbedingt auch als Foto wirken. Ein weiteres, etwas leidiges Thema ist Bewegung. Schon kleine Luftbewegungen führen dazu, dass Blätter anfangen zu schwingen oder gar stark zu wackeln. Hier sind mir durch die niedrige Empfindlichkeit der Filme und die relativ kleinen Blenden Grenzen in Sachen kürzest möglicher Belichtungszeit gesetzt. Vor allem bei Detail- und Nahaufnahmen muss ich oft passen (oder auf die Hasselblad ausweichen, die ich meistens auch dabei habe).
Landschaften in 4×5
Neben Natur- und Detailaufnahmen ist das Großformat natürlich prädestiniert für „große“ Landschaftsaufnahmen. Die Verstellmöglichkeiten der Chamonix C45F-2 sind nicht nur bei Architekturaufnahmen willkommen, auch im Wald oder bei weiten Landschaften mache ich davon regen Gebrauch. Stürzende Linien und begrenzte Tiefenschärfe sind dann zumeist kein Problem mehr und lassen sich durch Shiften und Verschwenken gut korrigieren. Und hier spielt die Chamonix, vor allem bei der hinteren Standarte ihre Stärken aus, die mehr Verstellmöglichkeiten als die Intrepid bietet. Die 4×5-typisch große Mattscheibe sorgt zudem dafür, dass auch schon vorab kleine Details auffallen. Klar, das Bild steht auf dem Kopf und ist auch noch seitenverkehrt, aber auch das sorgt dafür, dass man sich mehr mit dem Foto beschäftigt. Es dauert also eine Weile, bis man alles eingestellt hat. Das führt am Ende dazu, man vielleicht nur ein oder zwei Aufnahmen einer Szene macht, die aber so gut sind, dass man auch gar nicht mehr machen muss. Genau das ist es, was mich an der Großformatfotografie so sehr reizt und begeistert.
Ergebnisse
Was wäre all die Schlepperei, die aufgewendete Zeit für den Aufbau und die Einstellung der Kamera ohne entsprechende Ergebnisse am Ende? Ein „i“ ohne das Tüpfelchen, es wäre Ying ohne Yang. Der Prozess des Schaffens ist zwar ebenfalls schon an sich lohnend, aber erst mit einem guten Foto am Ende wird ein Ausflug wirklich abgerundet. Und den Beitrag möchte ich daher auf gleiche Weise abschließen; mit ein paar Fotos, die ich auf meinen Ausflügen mit der Chamonix C45F-2 gemacht habe: