Lost Places üben eine besondere Faszination auf mich aus. Hier kann man Geschichte erleben und auch, wie die Natur sich gegen Menschgemachtes durchsetzt. Schon seit Jahren habe ich mir immer wieder vorgenommen, diese alte Fabrik zu besuchen. Nur, um es dann am Ende irgendwie nie zu machen. Doch als mich nun Daniel fragte, was es im Süden von Brandenburg so alles an Lost Places zu entdecken gäbe und mich dann auch einlud, mitzukommen, war es endlich so weit. Das alte Glaswerk bekam einen Besuch von mir. Nein, das stimmt nicht ganz. Am Ende war ich mittlerweile schon zwei Mal dort.
Entkernt und verlassen
Man findet zum Glaswerk leider so gut wie keine Angaben zur Historie, was der Faszination des Ortes jedoch nicht schadet. Graffiti und Vandalismus sind da schon eher ärgerlich. Wobei sich auch das in Grenzen hält. Die Fabrik wurde ziemlich umfangreich entkernt, sodass Vandalismus kaum mehr möglich war. Graffiti findet man zwar an vielen Stellen, jedoch zum Glück nicht nur die übliche, sinnfreie Schmiererei, sondern auch ein sich wiederholendes Thema mit Kopfzeichnungen ähnlich nubischer Malerei.
Einige Dinge, vor allem Gemauertes, wurde an Ort und Stelle belassen und sieht sich nun fortschreitendem Verfall ausgesetzt. Decken brechen ein, die Natur erkämpft sich zurück, was einst ihr gehörte und auch Wasser bahnt sich seinen Weg durch die Gebäude.
Asbest, Birken und Moos
Wie in so vielen alten Industriebauten, wurde auch hier Asbest zur Dämmung verwendet. An sich ist das gar nicht mal so schlimm, durch den Verfall und den zerstörerischen Bewuchs wird das Asbest jedoch freigelegt und einzelne Fasern fliegen durch die Luft. Da ist es immer gut, eine Maske oder zumindest ein Tuch dabei zu haben, um Mund und Nase zu bedecken. Faszinierend sehen die weiß-grauen, glänzenden Fasern im Sonnenlicht aber schon aus, wie sie so von den Rohren und von der Decke hängen und im Wind schwingen.
Was auch sehr faszinierend ist, ist der Bewuchs durch Birken, Farn und Moos in einem unbedachten Obergeschoss eines Nebengebäudes. Dort lassen sich so viele Motive finden, doch auch dieses vermeintliche Idyll verlangt nach Vorsicht. Zum Einen sind die Böden bzw. Decken durch den Verfall und Bewuchs bereits sehr geschwächt und nicht an jeder Stelle tragfähig und zum Anderen liegt auch hier reichlich Asbest frei und fliegt durch die Luft.
Zukunft? Mehr als ungewiss!
Das Glaswerk steht nun schon seit etlichen Jahren leer und der Zahn der Zeit hat bereits deutlich an allen Gebäuden genagt. Meine laienhafte Einschätzung ist, dass das gesamte Areal wohl nur noch gut für einen kompletten Abriss ist. Zu groß ist der Verfall und zu speziell sind die einzelnen Gebäude, als dass hier noch eine sinnvolle und wirtschaftliche Nachnutzung möglich wäre.
Bonus: altes Stellwerk
Direkt neben dem alten Glaswerk gibt es noch ein nicht mehr genutztes Stellwerk der Bahn. Letztlich handelt es sich hierbei zwar nur um einen einzigen Raum, der massiv geplündert wurde. Als kleinen Bonus haben wir ihn dennoch gern mitgenommen. Man kann noch in groben Zügen (Wortwitz-Alarm 😉 ) erkennen, wie es hier einst drin aussah und was hier gemacht wurde. Doch auch dieses Gebäude hat eine ungewisse Zukunft. Mechanische Stellwerke werden nicht länger benötigt und auch hier wirken Wetter und Natur munter auf die Bausubstanz ein.