„An image doesn’t start with a camera, it ends there.”
National Geographic Field Guide
Im Zitat oben steckt viel Wahrheit. Eine Kamera ist nur ein Werkzeug und das Bild entsteht zu aller erst im Kopf des Fotografen. Doch auch eine noch so gute Idee benötigt ein passendes Werkzeug zur Umsetzung. Um es kurz zu fassen, ein Fotograf braucht eine Kamera, egal ob digital oder analog.
Doch spielt die Kamera bei der Bilderstellung eine wirklich so entscheidende Rolle, wie uns das die Hersteller immer versuchen weis zu machen? Ja und Nein. Vom technischen Standpunkt aus betrachtet ist dieses „neuer ist besser“ absoluter Humbug. Man kann auch mit einer 5 oder auch über 50 Jahre alten Kamera richtig gute Fotos machen. Sind wir doch mal ehrlich, wahrlich bahnbrechende Entwicklungen gab es in den letzten 4-5 Jahren nicht wirklich. Ein bisschen besser hier, ein bisschen ausgefeilter da, doch nichts, was die Qualität der Fotos einen signifikanten Sprung nach vorn machen lassen würde. Meine D750 ist nun schon fast 5 Jahre alt und ich sehe keinen Grund, sie gegen etwas Neueres zu tauschen. Nikon sieht da übrigens auch keine Notwendigkeit und bietet sie nach wie vor an und lässt mit einem Nachfolger (noch ein bisschen) auf sich warten. Die Alternativen sind für mich auch kein Bisschen reizvoll – die allseits nun auf den Markt drängenden Systemkameras sind einfach nicht meins. Na gut, ich bin was Kameras betrifft auch speziell, doch grundlegend bleibt eine Kamera ein Werkzeug, das die eigenen Ansprüche befriedigen muss.
Da bin ich schon bei einem weiteren Punkt, die eigenen Präferenzen. Die Kamera muss zum Fotografen passen. Ich bin beispielsweise ein Fan von „echten“ Suchern – egal ob Prisma oder Lichtschacht – und mag diese kleinen Bildschirme mit ihrem Mäusekino nicht. Sowas lenkt mich letztlich nur ab. Ich muss auch nicht sehen, wie das Bild am Ende wohl wird. Das Bild existiert schließlich bereits in meinem Kopf. Auch auf einen ausgeklügelten Video-Modus mit 4K und sonstwas kann ich verzichten. Das ist wohl auch der Grund, warum ich, abgesehen von der PhotoKlassik bzw. Silvergrain Classics, keine Fotozeitschriften mehr lese. In den meisten „Foto-Fachzeitschriften“ dreht sich kaum etwas um die eigentliche Fotografie, dafür alles um „mehr“: mehr Pixel, mehr Funktionen, mehr Bullshit.
Wie oben schon erwähnt, bin ich in Punkto Kameras speziell. Die D750 ist mitnichten meine Lieblingskamera, auch wenn ich sie oben angesprochen habe. Sie ist mein Arbeitsgerät für Aufträge. Und ich bin mit ihr sehr zufrieden, nicht dass das falsch rüber kommt. Doch eine Kamera für Herz und Seele ist sie nicht.
Nehme ich hingegen einen ihrer Vorfahren in die Hand, geht ein Licht in mir auf. Die Nikon FM2 ist gemeint. Auch sie wurde seinerzeit als eine Art semiprofessionelle Kamera auf den Markt gebracht. Zielgruppe waren ambitionierte Amateure und Profis, die eine Zweitkamera brauchten. Das ist ziemlich genau die Zielgruppe, die auch mit der D750 bedient werden soll. Und doch fehlt ihr so viel von der FM2, schlicht und einfach, weil sie zu viel kann. All die Funktionen vernebeln die Sicht auf das Wesentliche, das Fotografieren. Die FM2 hat genau das, was man zum Fotografieren braucht: einen gut funktionierenden Belichtungsmesser, komplett manuelle Einstellungsmöglichkeiten von Blende und Belichtungszeit (und Empfindlichkeit des Films), die Möglichkeit von Mehrfachbelichtungen. Mehr ist da nicht, mehr brauche ich nicht. Automatik(en)? Fehlanzeige! Batterie leer? Kein Problem! Der Verschluss arbeitet voll-mechanisch, nur der Belichtungsmesser benötigt ein bisschen Strom. Und genau deswegen ist sie im Kleinbildformat meine Lieblingskamera.
Da ich nun auch im Mittelformat unterwegs bin, habe ich da natürlich auch eine Lieblingskamera. Obwohl, nein, es sind zwei Kameras, meine beiden Hasselblads: 500C/M und 2000FCW. Auch sie sind puristisch und haben keinerlei Schnickschnack an Bord. Ja, die 2000FCW hat einen elektronisch gesteuerten Verschluss, was jedoch nur ein kleiner Wermutstropfen ist. Dafür kann sie von Haus aus Mehrfachbelichtungen, was die 500C/M nur über Umwege kann, und es gibt lichtstärkere Objektive für sie. Bis auf diese kleinen Unterschiede sind beide vor allem eins: perfekte Werkzeuge. Natürlich sind beide Hasselblads keine Könige der Geschwindigkeit, müssen sie aber auch nicht sein. Da sie keinen integrierten Belichtungsmesser besitzen, ist man noch mehr als bei der FM2 gezwungen, sich mit dem Bild und der Belichtungsmessung zu beschäftigen. Und das ist dann wohl auch der Grund, warum die Ausbeute an guten Fotos bei den Hasselblads bei mir am höchsten ist. Von 12 Fotos auf einem Film sind meistens 5-6 gut. Bei der FM2 liegt die Ausbeute nicht ganz bei den 50% der beiden Hassis, aber auch nicht annähernd so niedrig wie bei der D750 (um die 10%).
Die letztliche Ausbeute liegt natürlich nicht nur an der Kamera, sondern auch an der Motivation, der Inspiration und nicht zuletzt an den Möglichkeiten vor Ort. Doch ist es das Werkzeug, das einem auf dem Weg besser zu werden keine Steine in den Weg legen sollte, indem es Nachlässigkeiten oder Faulheit unterstützt.