Über Einsamkeit und Naturfotografie

Shen Hao TFC617-A, Birken, Wald, Feld, Panorama, Kodak Ektar 100

Ich habe vor einiger Zeit ein sehr interessantes Video vom von mir sehr geschätzten Ben Horne gesehen, in dem er über die Einsamkeit auf seinen Fotoausflügen spricht. Auf meinen letzten Ausflügen allein durch die menschenleere Natur von Südbrandenburg habe ich mich daran erinnert und darüber nachgedacht. Über meine Gedanken dazu und die fotografischen Ergebnisse von meinen Ausflügen der letzten Wochen soll es in diesem Beitrag gehen.

Einsamkeit?

Im eingangs erwähnten Video spricht Ben Horne darüber, dass man die Einsamkeit in der Natur- bzw. Landschaftsfotografie annehmen muss, auch wenn es manchmal schwer ist. Doch bei meinen Ausflügen in den letzten Wochen habe ich mir dann die Frage gestellt, ob ich denn wirklich so einsam bin, wenn ich allein in der Natur auf der Suche nach Motiven und Fotos bin. Meine Antwort ist: Nein! Wenn ich durch die Natur streife, meine Aufmerksamkeit auf die Geräusche der Umgebung und die Vielfältigkeit und Schönheit der Flora und Fauna gerichtet, bin ich alles, nur nicht einsam. Lässt man sich auf die Natur ein, wird es nie langweilig. Fotografiert man dann noch, erst recht nicht.

Es mag spirituell klingen, doch in der Natur bin ich niemals einsam. Allein, ja, aber nicht einsam. Waldbaden (oder auch Shinrin Yoku) ist nicht ohne Grund eine in Japan anerkannte Therapie für seelische Leiden. Für mich ist nicht nur der Wald eine willkommene Abwechslung vom Alltag, sondern jedwede Natur.

Allein sein!

Am besten funktioniert so ein Ausflug in die Natur für mich tatsächlich, wenn ich allein bin. Ich muss dann auf niemanden Rücksicht nehmen. Das mag egoistisch klingen, ist es aber eigentlich gar nicht. Ziehe ich gemeinsam mit jemandem los, mache ich das, weil ich Zeit mit ihr oder ihm verbringen will. Also liegt da mein Fokus nicht 100%ig auf der Fotografie. Möchte ich hingegen in der Natur Fotografieren, muss ich mich darauf einlassen. Und das dauert gern mal eine Stunde am selben Fleck. Das möchte ich niemandem zumuten. Insofern ist es nicht egoistisch, dass ich lieber allein auf meine Touren gehe, es ist rücksichtsvoll.

Die Natur im Fokus

Gehe ich in die Natur und sehe ein interessantes Motiv, geht es in den seltensten Fällen schnell, dass das vorher visualisierte Foto im Kasten ist. Manchmal dauert es 10 Minuten, manchmal eine Stunde und manchmal dauert es eine halbe Stunde bis ich merke, dass es einfach nicht funktioniert. Dann mache ich im Zweifel einfach kein Foto. Sowas ist einer Begleitung oft nicht so einfach zu vermitteln. Eine halbe Stunde für Nichts? Ernsthaft? Ja, so ist das. Ein Foto sollte dem Motiv gerecht werden. Ein relativ statisches Motiv bedeutet ja nicht, dass es sich einfach ablichten lässt. Schlechtes Licht lässt sich nachträglich nicht einfach herbeizaubern. Vom Wind verwackelte Blätter sind im Nachhinein nicht scharf zu bekommen. Es muss alles passen, sonst kommt halt Murks raus. Und das will ich nicht.

Licht und Schatten

Das bringt mich zu einem weiteren Punkt, der allein für mich besser funktioniert: das Beobachten. Bevor ich Stativ und Kamera auspacke, beobachte ich, was so um mich herum passiert. Wie ziehen die Wolken? Wo steht die Sonne? Wie fällt der Schatten? Wie stark weht wo der Wind? All das sind die Fragen, die sich damit beantworten lassen. Und damit klärt sich auch die Frage, ob es sich überhaupt lohnt, ein Foto zu machen. Hin und wieder führen die Gegebenheiten dazu, dass sich ein Plan ändert. Eine neue Idee taucht auf und will verfolgt werden. Dieses Verweilen und Erfassen der Umgebung als Ganzes erfordert Ruhe und das geht in Gesellschaft nur so mittelprächtig.

Ich bin nicht allein 😉

Auf meinen Touren mag ich allein sein, mit meinem Ansatz bin ich es nicht. Seh ich mir die Youtube-Videos von bekannten und auch weniger bekannten Landschafts-, Natur- und auch Architekturfotografen an, fällt immer auf, dass sie so gut wie immer allein unterwegs sind. Kyle McDougal, Nick Carver, Thomas Heaton, Nigel Danson, Steve O’Nions und natürlich der bereits erwähnte Ben Horne. Sie alle ziehen allein los. Natürlich gibt es auch andere Fotografen, die so gut wie immer in Gesellschaft unterwegs sind, Jason Kummerfeldt und Willem Verbeeck zum Beispiel. Sie sind in meinen Augen jedoch eher Content-Produzenten für Youtube bzw. Lifestyle-Fotografen und weniger den oben genannten Kategorien zuzuordnen. Insofern fühle ich mich in guter, geistiger Gesellschaft, wenn ich mal wieder allein durch die Natur streife.

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