Ich mag die Dresdner Neustadt, ich geh da sehr gern spazieren. Es gibt Stimmen, die meinen, dass es da überall dreckig sei und nur so vor „Ökos“ und „Hippies“ wimmeln würde. Das ist in meinen Augen der totale Unsinn. Dreckig ist es in der Neustadt schon lange nicht mehr. Was stimmt ist jedoch, dass man hier ein buntes Potpourri an Menschen trifft. Die Neustadt ist farbenfroh und vielfältig, liebenswert und charmant. Und weil dieser Stadtteil schon von sich aus so bunt ist, habe ich ihn schwarzweiß fotografiert, und weil ich das grad am schönsten finde auch nur analog.
Eigentlich wollte ich mich mit einer jungen Dame für ein Fotoshooting in der Neustadt treffen. Leider kam ihr ein Friseurunfall dazwischen und sie musste verständlicherweise absagen. Ich bin dann trotzdem losgezogen, bewaffnet mit drei analogen Kameras. Dreimal Mittelformat ergibt einmal schwerer Rucksack. Um mich selbst etwas zu fordern und auch etwas Gewicht zu sparen hatte ich für jede Kamera nur ein Objektiv dabei, Weitwinkel an der Hasselblad, Normalbrennweite an der Mamiya RB67 und Telebrennweite an der Mamiya C330. Bis auf einen kleinen Rest einer Bergger Pancro400 kam als Film zudem nur der Kodak Tri-X 400 zum Einsatz. Das war der Film meiner Wahl für meine ersten Entwicklungsversuche und die Fotos aus der Neustadt wollte ich auch selbst entwickeln.
Mein Weg führte mich vom Albertplatz die Alaunstraße entlang, vorbei an der Scheune bis zur Louisenstraße. Die ging ich dann bis zur Kreuzung Rothenburger Straße und weiter zur Kunsthofpassage. Hier waren wie erwartet einige Besucher unterwegs, die ich teilweise gern mit auf meine Bilder genommen habe. Es ist erstaunlich, wie man bestaunt wird, wenn man mit einer alten, analogen Mittelformatkamera in der Stadt fotografiert. Es ist jedoch ein positives Staunen, unabhängig vom Alter. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass bei älteren eine Art Nostalgie aufkommt und es von Jüngeren als hip empfunden wird. Es freut mich auf jeden Fall, dass ich kein einzigen negativen Kommentar zu hören bekam, anders als damals in Breege.
Anschließend lief ich auf dem Bischofsweg bis zum Bischofsplatz und bog dort in die Rudolf-Leonhard-Straße ab. Das Wetter war leider eher suboptimal, so dass in der eigentlich sehr betriebsamen Neustadt so gut wie nichts los war. Ich wollte gern mehr Menschen auf die Bilder bannen, musste mich aber den Gegebenheiten beugen. Macht nichts, die Neustadt läuft ja nicht weg. Ich auch nicht, nur immer mal wieder durch sie durch. Auch ohne viele Menschen gab es einiges zu entdecken: eine Katze, die vor der Scheune umher lief, interessant beklebte Mülleimer, schön gestaltete Fassaden, fragwürdige Graffitis, heruntergekommene Gebäude und vor allem Leben. Ja, die Neustadt lebt und zieht mich wahrscheinlich deswegen immer wieder in ihren Bann.
Wie schon angedeutet habe ich die Filme selber entwickelt. Als ich die Ergebnisse dann in der Hand hielt, habe ich mich wie ein Schneekönig gefreut, dass sie so gut geworden sind. Einige Fotos sind etwas unscharf geworden, vor allem die, die ich mit der C330 und dem Teleobjektiv gemacht habe. Das ist für Street-Fotografie einfach nicht die beste Kombination, damit auf die Schnelle ordentlich zu fokussieren ist fast ein Ding der Unmöglichkeit, zumindest für mich. Ansonsten bin ich vollkommen zufrieden und habe mir vorgenommen, jetzt öfter in Sachen Street-Fotografie unterwegs zu sein.
Da hast Du ja schwer zu tragen gehabt. Ist aber ’ne gute Ausbeute.
Mein letzter fotografischer Ausflug in die Neustadt ist nun fast ein Jahr her.
https://gtour.wordpress.com/2017/04/21/neustadtspaziergang/
Allerdings mit leichtem Gepäck 😉
Ja, leicht war mein Rucksack nicht 😉 Danke für den Link zu deinem Beitrag, völlig anderer Blick auf die Neustadt und genauso schön 🙂
Ein Jahr ist doch schon viel zu lange her, wenn du willst können wir auch gern mal gemeinsam losziehen …